Tierfriedhof im alten Ägypten: Einblicke in die Mensch-Tier-Beziehung
Überblick
Vor etwa 2.000 Jahren wurden in der römischen Hafenstadt Berenike in Ägypten Tiere mit bemerkenswerter Sorgfalt und Respekt behandelt. Ein großer Tierfriedhof, der in der Nähe der Stadtmauer entdeckt wurde, gibt faszinierende Einblicke in die Beziehung zwischen Mensch und Tier im alten Ägypten.
Der Tierfriedhof von Berenike
Ausgrabungen des Tierfriedhofs von Berenike haben die Überreste von über 585 Tieren freigelegt, vor allem Katzen, Hunde und Affen. Viele der Tiere wurden in Einzelgräbern begraben, die oft mit Halsbändern, Halsketten und anderen Schmuckstücken verziert waren. Einige waren sogar mit Textilien oder Keramikstücken bedeckt, die einer Art Sarkophag ähnelten.
Tierhaltung im alten Ägypten
Die Bestattungen in Berenike deuten darauf hin, dass die alten Ägypter ihre Haustiere außergewöhnlich gut versorgten. Analysen der Tierreste zeigen, dass sie gut gefüttert und bei Verletzungen und Krankheiten behandelt wurden. Zahnlose Haustiere erhielten spezielle Diäten, um ihr Überleben zu sichern. Ältere Hunde wiesen Anzeichen von Arthritis und anderen altersbedingten Erkrankungen auf, was darauf hindeutet, dass sie ihr ganzes Leben lang versorgt wurden.
Katzen: Wächter der Stadt
Katzen waren die häufigsten im Tierfriedhof von Berenike begrabenen Tiere und machten etwa 90 % der Bestattungen aus. Sie spielten eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle der Nagetierpopulationen in den Lagerhäusern und Schiffen der Stadt und waren damit für die öffentliche Gesundheit und Hygiene unerlässlich.
Hunde: Treue Gefährten
Hunde machten etwa 5 % der Bestattungen in Berenike aus. Sie wurden trotz verschiedener Gesundheitsprobleme oft sehr alt. Das Vorhandensein von Grabbeigaben wie Halsbändern und Halsketten deutet darauf hin, dass Hunde hochgeschätzte Gefährten waren.
Affen: Exotische Importe
Auch aus Indien importierte Affen wurden auf dem Tierfriedhof von Berenike begraben. Sie hatten wahrscheinlich Schwierigkeiten, sich an die ungewohnte Umgebung anzupassen, und starben jung. Dennoch wurden sie mit Sorgfalt behandelt und mit Gegenständen wie Wolldecken und Amphoren begraben.
Einzigartige Bestattungspraktiken
Im Gegensatz zu anderen altägyptischen Tierbestattungen wurden die Tiere in Berenike nicht mumifiziert. Ihre Bestattungen scheinen keinem rituellen Zweck gedient zu haben. Experten vermuten, dass die Menschen in Berenike ihre Tiere eher als Gefährten und Familienmitglieder denn als Objekte religiöser Verehrung betrachteten.
Vergleich mit anderen antiken Tierbestattungen
Der Tierfriedhof von Berenike unterscheidet sich deutlich von anderen antiken Tierbestattungen. In Aschkelon, Israel, enthält ein Friedhof aus dem 4. und 5. Jahrhundert Tausende von Hundegräbern, viele davon Welpen. Diese Tiere könnten Teil einer rituellen Praxis gewesen sein. In Russland begruben Jäger-Sammler-Gruppen ihre Hundegefährten vor über 7.000 Jahren mit Grabbeigaben, was auf eine enge Bindung zwischen Mensch und Tier hindeutet.
Fazit
Der Tierfriedhof von Berenike liefert wertvolle Einblicke in die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Tier im alten Ägypten. Er zeigt, dass die alten Ägypter ihre Haustiere mit großer Sorgfalt und Mitgefühl behandelten und sie als Gefährten, Beschützer und Mitglieder ihrer Familien schätzten.