Uralte DNA entschlüsselt Rätsel um Schriftrollen vom Toten Meer
Genanalysen beleuchten Herkunft und Echtheit
Analysen alter DNA revolutionieren unser Verständnis der Schriftrollen vom Toten Meer, einer Sammlung fragmentarischer biblischer und nicht-biblischer Texte, die in den 1940er und 1950er Jahren in den Qumran-Höhlen entdeckt wurden.
Das Puzzle der Fragmente
Die Schriftrollen vom Toten Meer, hauptsächlich auf Tierhäute geschrieben, wurden in Tausenden von Fragmenten gefunden, was die Forscher vor große Herausforderungen stellte, sie zu zusammenhängenden Texten zusammenzusetzen. Die Genanalyse liefert nun jedoch entscheidende Erkenntnisse über die Herkunft und Echtheit dieser Fragmente.
Tierhäute verraten Herkunft
Forscher haben tierische DNA aus 26 Schriftrollenfragmenten extrahiert und herausgefunden, dass die überwiegende Mehrheit auf Schafsleder geschrieben war, während zwei Fragmente von Rindsleder stammten. Diese genetischen Informationen sind von großer Bedeutung für die Bestimmung der Herkunft der Schriftrollen, da Schafe in der Judäischen Wüste, in der Qumran liegt, weit verbreitet waren, Rinder jedoch nicht.
Lösung des Herkunft-Puzzles
Die Rindslederfragmente, die wahrscheinlich nicht aus Qumran stammen, deuten darauf hin, dass die Schriftrollen nicht alle am selben Ort geschrieben wurden. Dieser Befund hat Debatten über die Urheberschaft und den Zweck der Schriftrollen ausgelöst, wobei einige Wissenschaftler argumentieren, dass sie aus verschiedenen Quellen nach Qumran gebracht wurden.
Mehrere Versionen, unterschiedliche Herkunft
Die Genanalyse hat außerdem ergeben, dass zwei Fragmente des Buches Jeremia, die ursprünglich als aus demselben Manuskript stammend galten, tatsächlich zu verschiedenen Schriftrollen gehören. Ein Fragment wurde auf Schafsleder geschrieben, während das andere auf Rindsleder geschrieben wurde, was auf unterschiedliche Herkunft und möglicherweise unterschiedliche Versionen des Textes hinweist.
Auswirkungen auf die Echtheit
Die genetischen Tests der Schriftrollenfragmente können auch helfen, Fälschungen zu identifizieren. Die jüngsten Entdeckungen gefälschter Schriftrollen im Bibelmuseum haben Bedenken hinsichtlich der Echtheit anderer Fragmente geweckt. Indem Forscher zwischen Schriftrollen unterscheiden, die aus Qumran stammen, und solchen aus anderen Quellen, können sie möglicherweise falsche Schriftrollenstücke aufdecken.
Genetische Fingerabdrücke und Textinterpretation
Die Kombination genetischer Daten mit Textanalysen hat wertvolle Erkenntnisse geliefert. Beispielsweise deutet die Identifizierung verschiedener Versionen des Buches Jeremia darauf hin, dass alte jüdische Texte eher Überarbeitungen und Interpretationen unterlagen, als dass sie unveränderlich waren.
Hochdurchsatz-Sequenzierungstechnologie hilft bei der Entschlüsselung
Forscher haben die Hochdurchsatz-Sequenzierungstechnologie eingesetzt, um das aus den Schriftrollenfragmenten extrahierte genetische Material zu amplifizieren. Diese Technologie ermöglicht eine detaillierte Analyse der genetischen Fingerabdrücke, sodass Forscher sie mit bekannten Tiergenomen abgleichen und die Ursprungsarten bestimmen können.
Laufende Forschung und zukünftige Entdeckungen
Die laufenden genetischen Analysen der Schriftrollenfragmente vom Toten Meer werden voraussichtlich weitere Erkenntnisse über ihre Herkunft, Urheberschaft und textuellen Variationen liefern. Diese Forschung hat das Potenzial, unser Verständnis dieser alten Texte neu zu gestalten und ein neues Licht auf die religiöse und kulturelle Landschaft des alten Nahen Ostens zu werfen.