Orang-Utan-Bestand auf Borneo in 16 Jahren halbiert
Der Bestand der Orang-Utans auf Borneo ist in den letzten 16 Jahren um fast 50 % zurückgegangen, wie eine neue Studie in Current Biology zeigt. Die Ergebnisse der Studie basieren auf Feldforschungen eines internationalen Teams von Naturschützern.
Abholzung und Jagd sind Hauptbedrohungen
Die Forscher fanden heraus, dass Abholzung und Jagd die Hauptursachen für den Rückgang des Orang-Utan-Bestands sind. Zwischen 1999 und 2015 sank die Zahl der Orang-Utans in Gebieten, die von Abholzung betroffen waren, um bis zu 75 %. In dicht bewaldeten Gebieten sank die Zahl um etwa 50 %.
Auch die Tötung von Orang-Utans stellt eine große Bedrohung für den Bestand dar. Auf Borneo nehmen Gewalttaten gegen Orang-Utans immer mehr zu. Jäger töten Orang-Utans, um sie als Nahrung zu verwenden, oder weil sie sie als Eindringlinge auf ihren Plantagen oder in ihren Gärten ansehen.
Tötung von Orang-Utans könnte Bestand auslöschen
Die Forscher schätzen, dass der Orang-Utan-Bestand auf Borneo in den nächsten 35 Jahren weitere 45.300 Individuen verlieren wird, basierend auf aktuellen Prognosen zur Veränderung der Waldbedeckung. Diese Zahl ist jedoch wahrscheinlich eine Unterschätzung, da sie die Auswirkungen der anhaltenden Tötungen nicht berücksichtigt.
Maria Voigt vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, eine der Co-Autoren der Studie, warnt davor, dass die anhaltende Tötung „bereits ausreichen könnte, um die Population langfristig auszulöschen“.
Jagd kann gestoppt werden, aber Verlust des Lebensraums ist dauerhaft
Serge Wich, ein weiterer Co-Autor der Studie, sagt, dass der Rückgang der Population „hauptsächlich auf die Jagd zurückzuführen“ sei. Er glaubt jedoch, dass sich der Orang-Utan-Bestand erholen könnte, wenn die Jagd gestoppt werden kann.
„Wenn man den Lebensraum verliert, ist er für immer weg, aber die Wälder sind noch da“, sagt Wich. „Wenn wir die Jagd und das Töten stoppen können, können wir den Trend umkehren.“
Orang-Utans: Eine vom Aussterben bedrohte Art
Der Borneo-Orang-Utan ist ein vom Aussterben bedrohter Menschenaffe. Er ist die weltweit größte Orang-Utan-Art, aber seine Zahl nimmt rapide ab. Der Orang-Utan ist bekannt für seine baumbewohnende Lebensweise, sein markantes orange-rotes Fell und seine enge genetische Verwandtschaft zum Menschen (etwa 97 Prozent gemeinsame DNA).
Orang-Utans spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem des Regenwaldes. Sie verbreiten Samen, was zur Regeneration des Waldes beiträgt. Sie schaffen außerdem Nistplattformen, die von anderen Tieren genutzt werden.
Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen
Die Forscher fordern sofortige Maßnahmen zum Schutz der Orang-Utans und ihres Lebensraums. Sie empfehlen eine verstärkte Strafverfolgung, um Jagd und Abholzung zu stoppen, und die Sensibilisierung für die Bedeutung von Orang-Utans.
„Orang-Utans sind eine ikonische Art, die vom Aussterben bedroht ist“, sagt Wich. „Wir müssen jetzt handeln, um sie zu retten.“
Zusatzinformationen
- Die Studie wurde am Donnerstag, den 8. August 2019, in Current Biology veröffentlicht.
- Das Forschungsteam umfasste Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, der Universität Göttingen und der Universität Oxford.
- Die Studie wurde von der National Geographic Society und der Arcus Foundation finanziert.