Bachs verschollenes Horn: Ein musikalisches Rätsel durch Wissenschaft gelöst
1737 komponierte Johann Sebastian Bach eine Kantate, die zwei mysteriöse Instrumente namens „Litui“ vorsah. Doch der Lituus war seit Jahrhunderten verschollen, es gab keine bekannten erhaltenen Exemplare oder Abbildungen.
Der Lituus: Ein vergessenes Blechblasinstrument
Der Lituus war ein Blechblasinstrument, wahrscheinlich aus Holz gefertigt, das im antiken Rom gespielt wurde. Er hatte einen langen, ausgestellten Schallbecher und ein Mundstück aus Kuhhorn. Trotz seiner Einordnung als Blechblasinstrument besaß der Lituus einen einzigartigen Klang und eine Spieltechnik, die ihn von anderen Blechblasinstrumenten unterschieden.
Rekonstruktion des Lituus mit Hilfe von Computersoftware
2011 versuchten Musiker der Schola Cantorum Basiliensis (SCB) in der Schweiz, den Lituus für eine Aufführung von Bachs Kantate nachzubauen. Sie kooperierten mit Wissenschaftlern der Universität Edinburgh, die ein Computerprogramm zur Unterstützung des Designs moderner Blechblasinstrumente entwickelt hatten.
Die SCB stellte den Wissenschaftlern detaillierte Konstruktionsvorgaben zur Verfügung, darunter die Töne, die auf dem Lituus gespielt werden sollten, seine Klangeigenschaften und wie er möglicherweise gespielt worden war. Die Wissenschaftler nutzten diese Informationen, um ein zweieinhalb Meter langes Horn aus Kiefernholz mit einem ausgestellten Schallbecher und einem Kuhhornmundstück zu erstellen.
Der Klang des Lituus
Der nachgebaute Lituus wurde Anfang dieses Jahres in einer Aufführung von Bachs Kantate gespielt. Ausschnitte aus der Aufführung können online angehört werden. Der Klang des Lituus ist einzigartig und unverwechselbar, mit einem hellen, durchdringenden Ton, der sich von jedem anderen Blechblasinstrument unterscheidet.
Der Lituus heute
Der nachgebaute Lituus ist ein Beleg für die Möglichkeiten der Computertechnologie und die Zusammenarbeit zwischen Musikern und Wissenschaftlern. Auch wenn er vermutlich nicht in vielen Aufführungen eingesetzt werden wird, da Bachs Kantate das einzige bekannte erhaltene Werk ist, das ihn verlangt, hat das zur Erstellung verwendete Computerprogramm das Potenzial, das Design von Blechblasinstrumenten zu revolutionieren.
Computersoftware für Instrumentendesign
Das von den Wissenschaftlern der Universität Edinburgh entwickelte Computerprogramm kann Herstellern von Blechblasinstrumenten dabei helfen, ihre Designs an die Bedürfnisse wählerischer Spieler anzupassen. Die Software kann die akustischen Eigenschaften eines Instruments analysieren und Bereiche identifizieren, in denen Änderungen vorgenommen werden können, um seinen Klang oder seine Spielbarkeit zu verbessern.
Die Rolle menschlicher Expertise
Auch wenn Computersoftware beim Design von Blechblasinstrumenten unterstützen kann, ist es wichtig zu beachten, dass menschliche Expertise nach wie vor unerlässlich ist. Instrumentenbauer verfügen über ein tiefgreifendes Verständnis dafür, wie sich verschiedene Teile eines Instruments auf seinen Klang und seine Spielbarkeit auswirken. Sie können ihr Wissen nutzen, um präzise Anpassungen vorzunehmen, die die Leistung eines Instruments verbessern können.
Lecksuche mit Hilfe von Computerprogrammen
Das von den Wissenschaftlern der Universität Edinburgh entwickelte Computerprogramm hat eine weitere potenzielle Anwendung: die Lecksuche in Gebäuden. Die Software kann genutzt werden, um die akustischen Eigenschaften von Rohren und Kanälen zu analysieren und Bereiche zu identifizieren, in denen Lecks vorhanden sein könnten. Diese Technologie könnte dazu beitragen, Wasserschäden zu reduzieren und die Effizienz von Gebäuden zu verbessern.
Fazit
Die Rekonstruktion des Lituus mithilfe von Computersoftware ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Technologie eingesetzt werden kann, um musikalische Rätsel zu lösen und das Design von Musikinstrumenten voranzutreiben. Auch wenn der Lituus selbst ein seltenes und vergessenes Instrument bleiben mag, hat das zu seiner Herstellung verwendete Computerprogramm das Potenzial, die Welt der Musik und darüber hinaus maßgeblich zu beeinflussen.