John Lockes verschollenes Manuskript über religiöse Toleranz
Entdeckung eines unbekannten Manuskripts
In einer bemerkenswerten Entdeckung wurde am St. John’s College in Maryland ein zuvor unbekanntes Manuskript des berühmten Philosophen John Locke ans Licht gebracht. Das Manuskript mit dem Titel „Gründe für die Tolerierung von Papisten ebenso wie von anderen“ stellt lang gehegte Annahmen über Lockes Ansichten zur religiösen Toleranz in Frage.
Lockes frühe Haltung zum Katholizismus
Das 1667-68 verfasste Manuskript bietet einen Einblick in Lockes frühes Denken über religiöse Toleranz. Locke, der oft als Verfechter der Religionsfreiheit dargestellt wird, ist dafür bekannt, negative Ansichten gegenüber Katholiken vertreten zu haben, die er abfällig als „Papisten“ bezeichnete.
Das neu entdeckte Manuskript offenbart jedoch eine andere Perspektive. Locke argumentiert für die Tolerierung von Katholiken und behauptet, dass dies im besten Interesse des Fürsten und des Gemeinwesens sei. Er legt nahe, dass Toleranz dem Reich zugute kommen kann, indem sie Frieden und Stabilität fördert.
Einfluss auf den westlichen Liberalismus
Das Manuskript beleuchtet auch die Ursprünge von Lockes späterer Arbeit zur religiösen Toleranz. Viele der Ideen, die in seiner wegweisenden Abhandlung „Ein Brief über Toleranz“ zu finden sind, werden erstmals in diesem früheren Werk vorgeschlagen. Lockes Konzept der religiösen Toleranz wurde zu einem Eckpfeiler der westlichen liberalen Demokratie und beeinflusste die Trennung von Kirche und Staat in der Verfassung der Vereinigten Staaten.
Analyse des Manuskripts
Das Manuskript ist in Form von zwei Listen verfasst, von denen eine Gründe für die Tolerierung von Katholiken und die andere Gründe dagegen aufführt. Der Politikwissenschaftler Cole Simmons weist darauf hin, dass Lockes Gründe für die Tolerierung von Katholiken alle auf dem Interesse des Fürsten beruhen. Im Gegensatz dazu beruhen seine Gründe, Katholiken nicht zu tolerieren, auf den potenziellen Vorteilen für das Gemeinwesen.
Entgegnung auf Sir Charles Wolseley
Die Analyse des Manuskripts deutet auch darauf hin, dass es sich um eine Antwort auf Sir Charles Wolseleys Pamphlet „Die Gewissensfreiheit ist das Interesse der Magistrate“ handelt. Locke scheint sich mit Wolseleys Argumenten auseinanderzusetzen und seine eigene Perspektive zu diesem Thema darzulegen.
Reise des Manuskripts
Die Reise des Manuskripts zum St. John’s College ist in ein Geheimnis gehüllt. Es wird angenommen, dass es Teil von Lockes Papieren war, die nach dem vereitelten Rye-House-Komplott an seinen Freund Edward Clarke übergeben wurden. Clarkes Familie könnte das Manuskript bis in die 1920er Jahre besessen haben, als es versteigert wurde.
Bedeutung der Entdeckung
Die Entdeckung von Lockes Manuskript ist ein bedeutendes Ereignis in der Locke-Forschung. Es stellt frühere Annahmen über seine Ansichten zur religiösen Toleranz in Frage und liefert neue Erkenntnisse über die Entwicklung seines Denkens. Das Manuskript dient als wertvolle Primärquelle für das Verständnis der Ursprünge der westlichen liberalen Demokratie.