Uralte Artefakte tauchen aus schmelzendem Eis in Norwegen auf
5.000 Jahre Geschichte werden enthüllt
Während der Langfonne-Eisfleck in Norwegens Jotunheimen-Gebirge aufgrund des Klimawandels weiter schmilzt, gibt er einen Schatz an uralten Artefakten frei, die Licht auf menschliche Aktivitäten in den letzten 5.000 Jahren werfen.
Ein buntes Bild der Rentierjagd
Ein Forscherteam der Universitäten Cambridge, Oslo und Bergen hat 68 Pfeilschäfte entdeckt, einige davon mit Pfeilspitzen, die aus der Steinzeit bis ins Mittelalter reichen. Diese Pfeile, die aus Materialien wie Knochen, Schiefer, Eisen und Muschelschalen hergestellt wurden, liefern Beweise für die jahrtausendelange Rentierjagd in der Gegend. Darüber hinaus wurden Hunderte von Rentiergeweihen und Knochen auf dem Eis gefunden, was die Theorie stützt, dass dies ein erstklassiger Jagdplatz war.
Radiokarbondatierung enthüllt die Vergangenheit
Die Radiokarbondatierung hat eine entscheidende Rolle bei der Altersbestimmung der Artefakte gespielt. Die ältesten Gegenstände, etwa 6.000 Jahre alt, wurden in der Nähe des Bodens des Eisflecks gefunden, während die jüngsten, die auf etwa 1300 n. Chr. zurückgehen, näher an der Oberfläche gefunden wurden. Diese chronologische Verteilung der Artefakte bietet einen einzigartigen Einblick, wie sich menschliche Aktivitäten verändert haben, als der Eisfleck im Laufe der Zeit wuchs oder schrumpfte.
Unterschiedliche Muster der Rentierjagd
Die Forscher haben im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Muster der Rentierjagd beobachtet. In einigen Perioden wurden viele Rentiergeweihe, aber nur wenige Pfeile gefunden, was darauf hindeutet, dass die Tiere wahrscheinlich von Raubtieren wie Vielfraßen getötet wurden. Im Gegensatz dazu gab es von 600 bis 1300 n. Chr. einen deutlichen Anstieg der Pfeilfunde, während Rentiermaterial knapp war. Diese Periode fällt mit dem Wikingerzeitalter zusammen, in dem menschliche Jäger möglicherweise große Mengen Rentiere wegen ihres Fells und ihrer Hörner gejagt haben, die wertvolle Handelswaren waren.
Verbindungen zu fernen Ländern
Die Entdeckung von Kämmen aus Rentiergeweihen im Dänemark des achten Jahrhunderts deutet darauf hin, dass es in Nordeuropa bereits früher als bisher angenommen einen Fernhandel mit Rentierprodukten gab. Dieser Fund unterstützt die Idee, dass selbst abgelegene Orte mit den Volkswirtschaften und Gesellschaften anderer Teile Europas verbunden waren.
Ein Fenster in die Vergangenheit
Der schmelzende Eisfleck am Langfonne bietet eine einzigartige Gelegenheit, das Verhalten des Menschen in der Vergangenheit zu untersuchen und die Auswirkungen des Klimawandels auf historische Artefakte zu beobachten. Die Artefakte selbst sowie die durch die Radiokarbondatierung gewonnenen Daten bieten wertvolle Einblicke in die Praktiken der Rentierjagd, Handelsnetzwerke und die sich verändernde Landschaft der Region in den letzten 5.000 Jahren.
Die Vergangenheit für die Zukunft bewahren
Während das Eis weiter schmilzt, kämpfen Forscher gegen die Zeit, um die Artefakte zu dokumentieren und zu bewahren, bevor sie für immer verloren gehen. Der schmelzende Eisfleck ist eine eindringliche Erinnerung an die Zerbrechlichkeit unseres kulturellen Erbes und die Wichtigkeit, Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels zu ergreifen. Durch das Studium dieser antiken Artefakte können wir ein tieferes Verständnis unserer Vergangenheit erlangen und sicherstellen, dass künftige Generationen die reiche Geschichte schätzen können, die unter dem Eis verborgen liegt.