Die Vergangenheit enthüllt die Verwundbarkeit des antarktischen Eisschildes
Das Eem-Rätsel
Vor 116.000 bis 129.000 Jahren lag der Meeresspiegel deutlich höher als heute und ließ Küstengebiete und ganze Inseln versinken. Die Ursache für diesen Anstieg während der Eem-Warmzeit war lange Zeit ein Rätsel, doch neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass er durch den Zusammenbruch des Westantarktischen Eisschildes ausgelöst wurde.
Grönland entlastet
Wissenschaftler vermuteten zunächst, dass der Grönländische Eisschild für den Anstieg des Meeresspiegels während der Eem-Warmzeit verantwortlich war. Jüngste geologische Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass das grönländische Eis intakt blieb und somit von der Schuld befreit ist.
Die Rolle der Westantarktis
Der Westantarktische Eisschild geriet aufgrund seiner gewaltigen Größe und Instabilität ins Visier. Um seine Rolle zu untersuchen, analysierten Glaziologen Sedimentkerne, die vor der Küste des Eisschildes gebohrt wurden. Sie fanden heraus, dass während des Eems das Material aus den Gebieten der Amundsen-Provinz und des Pine-Island-Gletschers allmählich verschwand und nur noch Schlick von der Antarktischen Halbinsel übrig blieb.
Zusammenbruch des Eisschildes
Dieser Befund deutet darauf hin, dass das Eis in den Gebieten Amundsen und Pine-Island-Gletscher aufhörte zu fließen oder schmolz, während die Gletscher auf der Antarktischen Halbinsel erhalten blieben. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass der Westantarktische Eisschild zusammengebrochen war und dadurch seine Fähigkeit eingebüßt hatte, Sedimente in die Meeresumwelt einzubringen.
Temperaturempfindlichkeit
Der Zusammenbruch des Westantarktischen Eisschildes unterstreicht seine Anfälligkeit für Temperaturänderungen. Dies gibt Anlass zur Sorge, da der Eisschild derzeit Anzeichen von Belastung zeigt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Eem-Warmzeit keine exakte Parallele zum heutigen Klimawandel darstellt, da sie durch natürliche Faktoren und nicht durch menschliche Aktivitäten angetrieben wurde.
Anzeichen von Instabilität
Trotz der Unterschiede zwischen dem Eem- und dem heutigen Klima zeigt die Antarktis Anzeichen von Instabilität. Der Westantarktische Eisschild hat seit 1992 drei Billionen Tonnen Eis verloren, wobei sich die Eisverluste in den letzten Jahrzehnten beschleunigt haben.
Sorgen um die Ostantarktis
Nicht nur der Westen, sondern auch der Ostantarktische Eisschild, der lange Zeit als stabil galt, zeigt Anzeichen von Eisverlust. Glaziologen haben eine Ausdünnung und Beschleunigung der Fließgeschwindigkeit von Gletschern in der Vincennes-Bucht und dem gewaltigen Totten-Gletscher beobachtet. Diese Systeme enthalten genug Eis, um den Meeresspiegel um 30 Fuß ansteigen zu lassen.
Auswirkungen auf den Meeresspiegel
Laut NASA hat das Abschmelzen des antarktischen Eises seit 1992 bereits zu einem Anstieg des globalen Meeresspiegels um 0,3 Zoll beigetragen. Wenn das gesamte antarktische Eis schmelzen würde, würde der Meeresspiegel um immense 190 Fuß ansteigen. Dies mag zwar extrem erscheinen, doch Studien deuten darauf hin, dass die Verbrennung aller verfügbaren fossilen Brennstoffe die gesamte Eiskappe potenziell zum Schmelzen bringen könnte.
Weitere Forschung
Forscher planen, zusätzliche Sedimentkerne vor der Küste der Antarktis zu bohren, um weitere Erkenntnisse über die Eem-Warmzeit zu gewinnen. Ihre Ergebnisse werden dazu beitragen, unser Verständnis der Anfälligkeit der antarktischen Eisschilde für den Klimawandel und seiner möglichen Folgen für den Anstieg des Meeresspiegels zu vertiefen.