Geplantes afghanisches Kulturzentrum soll zerstörte Buddha-Statuen ehren
Hintergrund
Im März 2001 zerstörten die Taliban zwei kolossale Buddha-Statuen, die etwa 1.500 Jahre lang im afghanischen Bamiyan-Tal gestanden hatten. Die Statuen, die als die größten ihrer Art weltweit galten, waren integraler Bestandteil sowohl des Buddhismus als auch der lokalen Kultur. Ihre Zerstörung löste weltweit einen Aufschrei aus.
Kontroverse um den Wiederaufbau
Über ein Jahrzehnt lang gab es eine Kontroverse darüber, ob die Statuen wiederaufgebaut werden sollten oder nicht. Einige Archäologen sprachen sich für ihren Wiederaufbau aus, aber die Charta von Venedig der UNESCO, die die Verwendung nicht-originaler Materialien bei monumentalen Rekonstruktionen verbietet, machte dies unwahrscheinlich.
Kulturzentrum-Initiative der UNESCO
2003 erklärte die UNESCO das Bamiyan-Tal zum Weltkulturerbe. Die Organisation rief außerdem einen Wettbewerb für den Entwurf eines Kulturzentrums aus, um den Verlust der Buddha-Statuen zu würdigen. Das Zentrum sollte interkulturelles Verständnis, Denkmalschutz und Friedensförderung fördern.
Gewinnerentwurf
Der Gewinnerentwurf, der Ende Februar bekannt gegeben wurde, stammte vom Architekturbüro M2R in Argentinien. Der Entwurf integriert Elemente antiker buddhistischer Klöster und betont die Schaffung von Leerräumen und Negativräumen.
Inspiration und Entwurfsprinzipien
Das Designteam ließ sich von verschiedenen Quellen inspirieren, darunter:
- Alte buddhistische Klöster, die in den Berg gehauen wurden
- In Felsen gehauene Kirchen in Lalibela, Äthiopien
- Werke des baskischen Bildhauers Eduardo Chillida
- Die Infrastruktur von Petra, einer prähistorischen jordanischen Stadt, die in Sandsteinfelsen gehauen wurde
Das Zentrum wird größtenteils unterirdisch sein, mit einer Piazza mit Blick auf das Tal. Die Architekten wollten einen Raum schaffen, der sowohl kontemplativ als auch lebendig ist, in dem „Leben, Geschichte und Menschen die Protagonisten sind.“
Symbolik und Bedeutung
Die leeren Nischen, die durch die zerstörten Buddha-Statuen entstanden sind, wurden als „offene Wunden“ und Symbole von Gewalt und Instabilität beschrieben. Das Kulturzentrum soll diese Negativräume in einen Ort der Heilung, Versöhnung und Hoffnung verwandeln.
Bau und Finanzierung
Die Architekten arbeiten mit der UNESCO zusammen, um einen Zeitplan für den Bau festzulegen, mit dem Ziel, die Bauarbeiten nächstes Jahr zu beginnen. Das Projekt wird von der UNESCO und dem Ministerium für Information und Kultur Afghanistans geleitet, mit finanzieller Unterstützung aus Südkorea.
Bedeutung und Wirkung
Das Bamiyan-Kulturzentrum ist ein bedeutendes Unterfangen, das darauf abzielt:
- Die Erinnerung an die zerstörten Buddha-Statuen zu bewahren
- Interkulturelles Verständnis und Denkmalschutz zu fördern
- Zur Friedensförderung und wirtschaftlichen Entwicklung in Afghanistan beizutragen
- Die reichen architektonischen und kulturellen Traditionen der Region zu präsentieren
Das Zentrum wird voraussichtlich Besucher aus der ganzen Welt anziehen und als Symbol für Afghanistans Widerstandsfähigkeit und Engagement für sein kulturelles Erbe dienen.