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Flüsternde Fledermäuse: Gar nicht so leise

by Peter

Flüsternde Fledermäuse: Gar nicht so leise

Echoortung und Dezibel

Flüsternde Fledermäuse sind ihrem Namen zum Trotz alles andere als leise. Ihre Echoortungsrufe, mit denen sie sich orientieren und Beute aufspüren, können überraschend hohe Lautstärken erreichen. Eine aktuelle Studie, die im Journal of Experimental Biology veröffentlicht wurde, maß die Echoortungsrufe zweier flüsternder Fledermausarten: der Jamaika-Fruchtfledermaus (Artibeus jamaicensis) und der Langbein-Blütenfledermaus (Macrophyllum macrophyllym).

Die Ergebnisse waren verblüffend. Die Rufe der Langbein-Blütenfledermaus erreichten eine maximale Lautstärke von 105 Dezibel, vergleichbar mit dem Geräuschpegel einer New Yorker U-Bahn. Die Jamaika-Fruchtfledermaus übertraf das jedoch noch und erreichte mit ihren Rufen erstaunliche 110 Dezibel, was der Lautstärke in der ersten Reihe eines Rockkonzerts entspricht.

Jamaika-Fruchtfledermaus: Laut und weitreichend

Die außergewöhnliche Lautstärke der Jamaika-Fruchtfledermaus ist auf ihre einzigartige Lebensweise zurückzuführen. Als fruchtfressende Fledermaus muss sie große Gebiete auf der Suche nach fruchttragenden Bäumen durchstreifen. Ihre lauten, weitreichenden Echoortungsrufe helfen ihr, sich in ihrem dichten Waldhabitat zu orientieren.

Langbein-Blütenfledermaus: Jagd auf Insekten mit dem Schwanz

Im Gegensatz dazu hat die Langbein-Blütenfledermaus eine spezialisiertere Ernährungsstrategie. Sie benutzt ihren Schwanz, um Insekten von der Wasseroberfläche zu schöpfen. Diese Methode der Beuteerfassung erfordert nicht die gleichen weitreichenden Echoortungsrufe wie bei der Jamaika-Fruchtfledermaus.

Unterschiede in der Lebensweise und Echoortung

Der deutliche Unterschied in der Echoortungslautstärke zwischen diesen beiden Arten unterstreicht die enge Beziehung zwischen Lebensweise und Echoortungsmerkmalen bei Fledermäusen. Die lauten Rufe der Jamaika-Fruchtfledermaus sind unerlässlich für ihre weiträumige Navigation und ihre Fähigkeit, Früchte zu finden. Die leiseren Rufe der Langbein-Blütenfledermaus hingegen sind auf ihre spezielle Technik der Insektenjagd zugeschnitten.

Evolutionäre Anpassungen

Die Entwicklung dieser kontrastierenden Echoortungsstrategien zeugt von der bemerkenswerten Anpassungsfähigkeit von Fledermäusen. Im Laufe der Zeit hat die natürliche Auslese in verschiedenen Arten unterschiedliche Echoortungsmerkmale begünstigt und so deren Fähigkeit optimiert, in ihren jeweiligen ökologischen Nischen zu gedeihen.

Auswirkungen auf den Fledermausschutz

Das Verständnis der Beziehung zwischen Echoortung und Lebensweise ist für Fledermausschutzbemühungen von entscheidender Bedeutung. Indem sie die einzigartigen Anpassungen verschiedener Fledermausarten erkennen, können Naturschützer gezielte Strategien entwickeln, um ihre Lebensräume zu schützen und ihr Überleben zu sichern.

Weitere Erkenntnisse

  • Die Dezibelskala ist logarithmisch, d. h. ein Anstieg um 10 Dezibel entspricht einer Verdoppelung der Schallintensität.
  • Echoortung wird nicht nur zur Navigation, sondern auch zur Beuteerkennung eingesetzt.
  • Die Echoortungsrufe der Jamaika-Fruchtfledermaus sind etwa doppelt so laut wie die der Langbein-Blütenfledermaus.
  • Der Schwanz der Langbein-Blütenfledermaus ist eine hochspezialisierte Anpassung zum Fangen von Insekten aus dem Wasser.
  • Die Evolution von Echoortungsstrategien bei Fledermäusen wird durch natürliche Auslese und die Notwendigkeit zur Anpassung an unterschiedliche ökologische Nischen vorangetrieben.

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