Neandertaler: Meister des Feuers
Hinweise deuten darauf hin, dass unsere Hominiden-Verwandten ihr eigenes Feuer entfachten
Seit Jahren wissen wir, dass Neandertaler, unsere Hominiden-Verwandten, viele Gemeinsamkeiten mit uns aufwiesen. Sie fertigten Schmuck an, schätzten Schönheit und begruben ihre Toten. Neuere Studien haben sogar gezeigt, dass sie eine Sprache besaßen. Jetzt legt eine bahnbrechende Studie nahe, dass Neandertaler möglicherweise auch eine Technologie beherrscht haben, die einst als einzigartig für unsere Spezies galt: Feuer auf Abruf zu machen.
Das Faustkeil als Feuerzeug
Archäologen wissen seit langem, dass Neandertaler Feuer benutzten, aber sie gingen davon aus, dass sie sich auf natürliche Quellen wie Blitzschlag oder Waldbrände verließen. Andrew Sorensen von der Universität Leiden stellte diese Annahme jedoch in Frage.
Sorensen stellte die Hypothese auf, dass Neandertaler möglicherweise Faustkeile, scharfe Steinwerkzeuge aus Feuerstein, verwendet haben, um Pyrit zu schlagen, ein Mineral, das Funken erzeugt. Um seine Theorie zu testen, stellte er seine eigenen Faustkeile her und verwendete sie, um Pyrit zu schlagen, wodurch kleine Funkenregen erzeugt wurden, die zu größeren Feuern werden konnten.
Mikroskopische Beweise
Sorensen untersuchte dann die mikroskopischen Spuren, die der Pyrit auf den Faustkeilen hinterlassen hatte. Diese Spuren sind unverwechselbar und können nur durch das Schlagen von Pyrit entstehen.
Er verglich diese experimentellen Spuren mit Faustkeilen, die an archäologischen Stätten gefunden wurden, die mit Neandertalern in Verbindung stehen. Die Ergebnisse waren verblüffend: 26 Oberflächen auf 20 Faustkeilen zeigten diese markanten Spuren, was darauf hindeutet, dass Neandertaler sie tatsächlich zum Entfachen von Feuer verwendet hatten.
Kontroverse Erkenntnisse
Die Ergebnisse der Studie haben zu Kontroversen geführt. Einige Experten, wie Dennis Sandgathe von der Simon Fraser University, argumentieren, dass die Technik des Vergleichs experimenteller „Verschleißmuster“ mit Artefakten keine exakte Wissenschaft sei. Sorensen räumt diese Einschränkung ein, betont jedoch, dass die Beweise stark darauf hindeuten, dass Neandertaler in der Lage waren, auf Abruf Feuer zu machen.
Alternative Erklärungen
Sandgathe weist auch darauf hin, dass er keine Beweise dafür gefunden habe, dass Faustkeile und Pyrit in derselben archäologischen Schicht verwendet wurden. Er räumt jedoch ein, dass die archäologische Aufzeichnung für den fraglichen Zeitraum unvollständig ist.
Auswirkungen der Entdeckung
Wenn Sorensens Ergebnisse bestätigt werden, hätten sie erhebliche Auswirkungen auf unser Verständnis von Neandertalern. Dies würde darauf hindeuten, dass sie noch technologisch fortschrittlicher waren als bisher angenommen.
Darüber hinaus wirft es die Möglichkeit auf, dass Neandertaler frühen Menschen die Technik des Feuermachens auf Abruf beigebracht haben könnten. Dies würde bedeuten, dass unsere Hominiden-Verwandten eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer der grundlegendsten menschlichen Technologien spielten.
Laufende Forschung
Sorensen plant, seine Forschung fortzusetzen, um zu untersuchen, ob andere Hominidenarten, einschließlich früher Menschen, ähnliche Feuertechniken angewandt haben. Seine Arbeit könnte neues Licht auf die technologische und kulturelle Entwicklung unserer Vorfahren werfen.
Zusammenfassung
- Neandertaler haben möglicherweise die Fähigkeit besessen, Feuer auf Abruf zu machen, indem sie Feuersteinfäuste und Pyrit verwendet haben.
- Mikroskopische Beweise auf Faustkeilen von archäologischen Stätten stützen diese Hypothese.
- Die Ergebnisse sind umstritten, deuten aber darauf hin, dass Neandertaler technologisch weiter fortgeschritten waren als bisher angenommen.
- Neandertaler haben möglicherweise eine Rolle dabei gespielt, frühen Menschen die Technik des Feuermachens beizubringen.