Albrecht Dürers verstecktes Meisterwerk: Die Geheimnisse des Stephansdoms enthüllt
Entdeckung eines verlorenen Schatzes
Bei Restaurierungsarbeiten im historischen Wiener Stephansdom kam unter Schmutzschichten in einem Bereich, der heute als Souvenirladen genutzt wird, eine bemerkenswerte Entdeckung zum Vorschein. Wissenschaftler glauben, dass es sich bei dem bisher unbekannten Kunstwerk um eine Wandmalerei handelt, die vom Atelier des deutschen Renaissancemeisters Albrecht Dürer, möglicherweise sogar vom Künstler selbst, angefertigt wurde.
Ein Triptychon der Heiligen
Die Wandmalerei hat die Form eines zweidimensionalen Triptychons und zeigt den heiligen Leopold, den Schutzpatron Österreichs, flankiert von der heiligen Katharina und der heiligen Margarete. Darunter befindet sich ein „predellaartiges Bild“, das an den Sockel eines Altaraufsatzes erinnert.
Dürers meisterhafte Unterzeichnungen
Besonders fasziniert sind Experten von den Unterzeichnungen der heiligen Katharina und der heiligen Margarete, die um 1505 in den frischen Putz eingeritzt wurden. Diese Zeichnungen stammen „zweifellos von einem Künstler aus Dürers Umkreis“, so eine Erklärung des Doms. Dürer-Spezialist Erwin Pokorny geht jedoch noch weiter und behauptet aufgrund ihrer außergewöhnlichen Qualität, dass die Zeichnungen vom Meister selbst stammen.
Auftrag von Maximilian I.
Das Werk im Stephansdom könnte von Kaiser Maximilian I. in Auftrag gegeben worden sein, der während seiner Regierungszeit das österreichische Territorium erweiterte. In einer Biografie Dürers aus dem 17. Jahrhundert wird eine vom Kaiser bestellte Wandmalerei erwähnt, aber es gibt keine weiteren Aufzeichnungen über den Auftrag. Bislang galt das Werk als verschollene Legende.
Dürers künstlerische Reise
1471 in Nürnberg geboren, stieg Dürer als Maler, Zeichner und Grafiker zu Ruhm auf. Er gilt weithin als der größte deutsche Renaissancekünstler. Reisen nach Italien und in die Niederlande beeinflussten sein Werk maßgeblich und prägten sein Interesse an menschlicher Anatomie sowie dem Einsatz von Farbe und Design.
Dürers Wien-Verbindung
Die Entdeckung der Unterzeichnungen im Stephansdom wirft Fragen zu Dürers möglichem Besuch in Wien auf, der bisher nicht belegt ist. Er könnte auf seinem Weg von Nürnberg nach Venedig dort Halt gemacht haben oder seinen Freund, den deutschen Humanisten Conrad Celtis, besucht haben.
Ein verlorenes und wiedergefundenes Vermächtnis
Von Dürer war bisher nur ein weiterer Satz von Wandmalereien bekannt, die das Nürnberger Rathaus schmückten, aber im Zweiten Weltkrieg verloren gingen. Die Entdeckung im Stephansdom fügt seinem künstlerischen Vermächtnis somit ein bedeutendes Stück hinzu.
Konservierung und Forschung
Der Stephansdom hat ein Konservierungsprojekt für das Triptychon gestartet, und die Forschungsergebnisse zu dem Gemälde werden noch in diesem Jahr in einer österreichischen Kunst- und Denkmalpflegezeitschrift veröffentlicht. Pokorny ist nach wie vor davon überzeugt, dass die Unterzeichnungen von Dürers eigener Hand stammen, und betont die Bedeutung der Entdeckung für das Verständnis der Reisen und Einflüsse des Künstlers.