Home KunstKunstgeschichte Imaginäre Stadtansichten: Kolonialamerikanische Städte durch die Augen europäischer Kupferstecher

Imaginäre Stadtansichten: Kolonialamerikanische Städte durch die Augen europäischer Kupferstecher

by Jasmine

Imaginäre Visionen europäischer Kupferstecher von kolonialamerikanischen Städten

Geschichte

Im 18. und 19. Jahrhundert standen europäische Kupferstecher vor einer Herausforderung: Sie sollten Bilder von weit entfernten kolonialamerikanischen Städten anfertigen, ohne diese je besucht zu haben. Um die Nachfrage der Öffentlichkeit nach diesen exotischen Ansichten zu befriedigen, griffen die Künstler auf ihre Vorstellungskraft zurück.

Wirtschaftliche Beweggründe und mangelnde Originalität

Um Zeit und Geld zu sparen, stützten sich Kupferstecher häufig auf bestehende Kunstwerke und kopierten deren Entwürfe. Das Konzept der Originalität war in der Kunstwelt noch nicht fest verankert, sodass die Künstler keine Hemmungen hatten, sich bei anderen zu bedienen.

Der Aufstieg der Vues d’Optique

Die deutschen Kupferstecher Balthasar Friedrich Leizelt und Franz Xaver Habermann schufen eine einzigartige Art von Druckgrafik, die Vues d’Optique genannt wurde. Diese Drucke waren dazu gedacht, durch ein Zograskop betrachtet zu werden, ein optisches Gerät, das sie dreidimensional erscheinen ließ.

Anleihen bei europäischen Stadtansichten

Überraschenderweise orientierten sich Leizelt und Habermann bei ihren amerikanischen Stadtansichten nicht an tatsächlichen Abbildungen dieser Städte. Stattdessen ließen sie sich von bestehenden Ansichten europäischer Städte inspirieren. Dies führte zu teils höchst ungenauen und phantasievollen Darstellungen.

Fiktionalisierte Ansichten von Philadelphia und New York

Ihre Drucke „Philadelphie“ und „La nouvelle Yorck“ etwa enthalten Elemente, die einer Ansicht der königlichen Werft in Deptford, England, entnommen sind. Diese Hafenszenen haben nur wenig Ähnlichkeit mit den kolonialen Städten, die sie eigentlich darstellen sollten.

Fehlerhafte Darstellungen von Boston und der Statue Georgs III.

Leizelt und Habermanns Ansicht der King Street in Boston zeigt eine geschäftige Straßenszene mit einer extravaganten presbyterianischen Kirche, die im kolonialen Boston höchst ungewöhnlich gewesen wäre. Ähnlich verhält es sich mit ihrer Darstellung der Zerstörung der Statue Georgs III. in New York City, die eine fehlerhafte Statue zeigt.

Unterhaltungswert vor Genauigkeit

Trotz ihrer Ungenauigkeiten waren Leizelt und Habermanns Vues d’Optique ein beliebtes Unterhaltungsmittel bei gesellschaftlichen Zusammenkünften. Die Leute amüsierten sich daran, durch das Zograskop zu schauen und die leuchtenden Farben und optischen Täuschungen zu bewundern.

Jüngste Verfügbarkeit von Leizelt- und Habermann-Drucken

Die Clements Library an der University of Michigan besitzt eine bedeutende Sammlung von Vues d’Optique von Leizelt und Habermann. Diese Drucke wurden kürzlich über den Katalogsuchdienst der University of Michigan Library zugänglich gemacht und werden in Kürze der Clements Image Bank hinzugefügt.

Einfluss der europäischen Kupferstecher

Auch wenn die Darstellungen kolonialamerikanischer Städte durch europäische Kupferstecher oft ungenau waren, spielten sie eine faszinierende Rolle bei der Prägung der öffentlichen Wahrnehmung dieser fernen Länder. Ihre fantasievollen Visionen boten einen Einblick in die exotische und unbekannte Welt jenseits des Atlantiks.

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